Kontakt

Sevinç Kuzuoglu (Projektleiterin)
sevinc.kuzuoglu[at]tgd.de
Philipp Olfermann (Projektkoordinator)
philipp.olfermann[at]tgd.de
Melis Poyraz (studentische Mitarbeiterin)
melis.poyraz[at]tgd.de
Obentrautstr. 72
10963 Berlin
+49 30 896 83 81 – 27

Leitgedanke

Das Projekt „Muslimisch gelesene Vielfalt im Gespräch“ zielt darauf ab, die pauschalisierenden Bilder von „dem“ Islam und „den“ Muslimen durch Begegnung aufzulösen. Konkret besteht die Projektidee darin, ein partizipatives und solidarisches Debatten- und Beteiligungsformat von und für muslimisch gelesene Menschen zu entwickeln. In zunächst geschützten Räumen sind diese Menschen eingeladen, relevante Themen zu bestimmen und gemeinsame Botschaften oder Positionierungen zu entwickeln. In einem zweiten Schritt wird es um den Transfer dieser Botschaften in Richtung Mehrheitsgesellschaft gehen.

Eingeladen sind alle Menschen, die sich als muslimisch verstehen, oder die durch Zuschreibung so markiert werden. Als bindende Klammer dient also die Zuschreibung von außen. Anders ausgedrückt möchten wir mit dem Projekt explizit diejenigen Menschen erreichen, die antimuslimische Ausschlüsse erleben – ganz gleich welcher Herkunft, Hautfarbe, sexuellen Orientierung oder religiösen Zugehörigkeit sie sind. Denn wir sind überzeugt davon, dass alle diejenigen, die Teil des pauschalisierenden Diskurses sind auch Teil der Lösung sein müssen, wenn es darum geht, die dominanten Bilder zu verändern.

Hintergrund

In den öffentlichen Islamdiskursen wird „der“ Islam bzw. werden „die“ Muslime oft als statischer Block gesehen, der unvereinbar scheint mit dem Zusammenleben in einer Demokratie. Obwohl diese Bilder an den Lebensrealitäten wenig mit den muslimisch gelesenen Menschen zu tun hat, halten sie sich hartnäckig und werden von Medienmacher*innen und Politiker*innen noch immer reproduziert. Diese stereotypen Bilder tragen in mehrfacher Hinsicht zur Spaltung unserer Gesellschaft bei:

  1. Die verzerrten Bilder schaffen ein Identifikationsdilemma: Viele junge Muslim*innen nehmen die spaltenden Identitätszuschreibungen an und wenden sich vom gesellschaftlichen Diskurs ab, anstatt diesen aktiv mit ihren Perspektiven mitzugestalten.
  2. Die starke Polarisierung der Debatten führt zu einer Fragmentierung und zur Entsolidarisierung zwischen und innerhalb der verschiedenen (muslimischen wie muslimisch gelesenen) Communities.
  3. Wenn muslimische Vielfalt doch dargestellt wird, dann oft nur unter politisierten Labels wie „liberal, konservativ, säkular, etc.“ – die den heterogenen Lebensentwürfen der Menschen nicht gerecht werden.
  4. Häufig wird das Label „Muslim“ auch für Menschen verwendet, die sich selbst gar nicht muslimisch begreifen. Diese „Muslimisierung“ ist problematisch, weil sie die Selbstbeschreibungen ignoriert und die Menschen damit marginalisiert. Außerdem werden eigentlich religionsferne Themen, wenn von diesen Menschen geäußert, in einen religionspolitischen Kontext gesetzt, der in den meisten Fällen sachlich abwegig bis kontraproduktiv ist.
  5. Die dominanten Bilder führen zu Stellvertreterdebatten und erschweren einen konstruktiven Umgang mit bestehenden Herausforderungen und Konflikten.

Das probate Mittel gegen stereotype Bilder ist, die Vielfalt durch Begegnungsformate sichtbar zu machen. Leider wird die große Bandbreite an Perspektiven in der Öffentlichkeit kaum gesehen. Dies gilt v.a. für junge Akteure oder für die Vielzahl an neuen Initiativen, die sich in den letzten Jahren gegründet haben. Ein Blick in die muslimisch gelesene Zivilgesellschaft zeigt, dass geeignete Ansprechpartner*innen durchaus existieren und lediglich Räume brauchen, um den gesellschaftlichen Diskurs mit zu prägen.

Wir sind überzeugt: Die Gestaltung einer zukunftsfähigen Einwanderungsgesellschaft setzt die Beteiligung sowie Aushandlungsprozesse und Gespräche von Gruppen und Menschen voraus, die aktuell viel zu wenig miteinander sprechen.

Umsetzung

Das Projekt verfolgt einen konsequenten Bottom-Up-Ansatz. Das leitende Prinzip ist Partizipation, das sich auf inhaltlicher und methodischer Ebene konsequent durchzieht. Konkret bedeutet dies, dass nur Formate gewählt werden, die hohe Beteiligungsmöglichkeiten bieten.

Das Projektteam versteht sich im Rahmen des Projektes als Ermöglicherin und Moderatorin der Debattenformate. In dieser Funktion sind versuchen wir vor allem folgenden Grundsätzen gerecht zu werden:

  • Ansatz der Allparteilichkeit
  • Diversitätsorientierung und beteiligungsorientierte Moderation
  • Diskriminierungs- und stigmatisierungsarme Kommunikation
  • Schaffung von vertrauensvollen Räumen (Safer Spaces)
  • Einbeziehung externer Fachexpertise bei der Erarbeitung von Botschaften

Wir interpretieren unsere Rolle also so, dass wir einerseits Dialog ermöglichen und Diskussionen anregen und begleiten und andererseits die Vernetzung zwischen den Communities untereinander sowie mit Vertreter*innen der sog. Mehrheitsgesellschaft gewährleisten. Dabei versuchen wir dem Ansatz der Allparteilichkeit gerecht zu werden.

Grob ausgedrückt ist das Projekt in drei Phasen aufgeteilt:

Mehr Details zur Projektumsetzung finden Sie auf unserer Projekthomepage: https://mgvielfalt.de/

Projektförderer